HD, 3D, 4k und was dann?

Kürzlich las ich einen Artikel in einem AV-Fachmagazin für die Konsumgütermärkte, dass die TV-Welt schwächelt und die großen Hoffnungen auf 4k ruhen. 4k wird oft synonym mit Ultra Full HD genannt, wobei UFHD 4 x HD-Auflösung entspricht (3960 x 2160 Pixel) und 4k 4096 x 2160 Pixel Auflösung, da die Kinoinddustrie einige Pixel mehr in der Horizontalen verlangt.

Weiter war zu lesen, dass es kaum noch neue Heimkino-Projektoren zu testen gibt. Viele Hersteller ziehen sich aus diesem Markt zurück und gehen in den Business-Markt, weil da die Margen anscheinend noch besser sind.

Mich wundert das nicht, sind doch die Hersteller selbst schuld, sind sie doch gewissermaßen die Bestatter ihrer eigenen Märkte. Als die ersten HD-Displays auf den Markt kamen, kam es schlicht einer Revolution gleich, was die Bildqualität angeht. Große, scharfe, hochaufgelöste Bilder und Filme waren fortan zu sehen. Und sie verbrauchten obendrein auch noch weniger Strom – von Plasma-Displays mal abgesehen – und weniger Platz als die Röhrengeräte. Also raus mit den Boliden, dachte der Konsument, und das machte auch Sinn.

Der Markt wuchs und es ließ sich in der Branche Geld damit verdienen, sodass nahezu jeder Hersteller neue Fabriken für Displays baute, um den Markt bedienen zu können. Ziel war es, so schnell wie möglich Stückzahlen zu liefern, damit die Stückkosten sinken und dem Wettbewerb obendrein ein Schnippchen geschlagen wird. Zu der Zeit wollte niemand etwas von Überproduktion wissen. Was noch schwächelte war der Content und die Übertragung via Satellit, Kabel oder Schüssel, so dass hier schon Abstriche gemacht werden mussten.

Aber damit nicht genug:  Die alten Röhrenkisten waren noch nicht auf der Müllkippe der Geschichte für Unterhaltungselektronik angekommen, da hieß es: Die Zukunft gehört 3D!3D-Foto fehlt

Jetzt kommt der Konsument zum zweiten Mal ins Spiel. Die Garantiezeit seines gekauften LCD- oder Plasma-TVs war noch nicht abgelaufen, da sollte er sich schon ein neues Gerät kaufen, das noch intensivere Bilder lieferte. Dreidimensional mit dem Gefühl dabei sein. Es wurde wieder produziert, da die Fabriken vorhanden waren und ausgelastet werden mussten. Doch was macht der Konsument? Gerade hat er sich eine Bluray-Disc gekauft, jetzt muss er sie auch in 3D-Qualität haben.

Die Hersteller von Content fingen an zu schwitzen. Neue Kameras mussten her, neue Technik, um die Film ruckelfrei zu bekommen. Ganz zu schweigen von den Übertragungsraten von Satellit und  Kabel. Die Fernsehanstalten verhielten sich merkwürdig ruhig, weil sie das Problem nicht lösen konnten. Nur mit einem beträchtlichen technischen Aufwand, der hohe Investitionskosten nach sich ziehen würde, was letztendlich die Verbraucher wieder zahlen sollten, aber ganz bestimmt nicht taten.

Consumer-BildAber was wichtiger ist: 3D ist zu schlecht, um einen Massenmarkt zu generieren. Im Profi-Segment macht es unter Umständen Sinn, Modelle in echtem 3D zu zeigen. In Digital Signage Applikationen hat sich 3d nicht durchgesetzt (näheres dazu in AV-Signage 3-2013) und wird sich in absehbarer Zeit nicht durchsetzen. Und auch die IFA 2013 belegt es: Die Nachfrage nach 3D-Geräten sinkt. Wer gemeinsames Fernsehen als Social-Event betrachtet, beispielsweise die Übertragung eines Fußballspiels, wird schnell ernüchtert sein. Die schnellen Bewegungen des Spiels, die gemeinsame Entstellung der Gesichter durch die Brillen, die meistens zu kleinen Bildschirme, die unterschiedlichen Sitzpositionen, die wiederum unterschiedliche (schlechte) Bildqualitäten mit sich bringen und womöglich noch das schlechte Spiel: Das alles trägt dazu bei, Abstand von 3D-Übertragungen zu nehmen. Und auch das Filmangebot macht mit. Wie oft soll man sich Avatar eigentlich ansehen?

Dann kam 4k. Erst in die Kinos, wo 4k uneingeschränkt Sinn macht, und dann zu Hause oder im Unternehmen. Die Garantiezeit der HD-Fernseher ist gerade abgelaufen, der Lebenszyklus dauert aber noch geschätzte fünf Jahre, und jetzt soll man sich schon wieder einen teuren Fernseher kaufen. Auf der IFA befanden sachkundige Redakteure, dass 4k noch zu teuer ist für Deutschland und das Content-Angebot für Videos praktisch nicht vorhanden ist. Für die Darstellung von Fotos bedeutet die Ultra HD-Auflösung eine sensationell gute Darstellung und ein Traum für Digital-Fotografen, so scharf und farbgetreu ist die Wiedergabe. Davon wird auch im kommerziellen Sektor profitiert werden.

Und was wird wieder passieren? Zunächst werden wieder die Blockbuster in 4k-Qualität produziert. Zum x-ten Mal. Die Fernsehanstalten dürften mittlerweile kapitulieren. Und die potentiellen Käufer haben bis auf wenige Freaks die Nase voll, da der Neuigkeitsgehalt gegen Null geht, je öfter man die alten Filme sieht. Da hilft auch die hohe Auflösung nicht mehr weiter. Und neue Filme müssen erst gedreht werden.

Und was kommt danach? Ein Vorschlag wäre: 4k in 3D. Dann ist vielleicht der Lebenszyklus eines HD-Gerätes endlich beendet.

Fazit: Es zeigt sich wieder einmal, dass die Industrie das produziert, was sie kann, und das stülpt sie dann dem Markt über und verkauft es dann als „Must Have“ den Branchen, ob sie dies benötigen oder nicht. Mehr zum Thema 4k in professionellen Einsatz lesen Sie in AV-views 5-2013.